WIFAG-Areal

mehr als teure Wohnungen

Das Areal der ehemaligen Zeitungsdruckmaschinenfabrik WIFAG wird überbaut.

Eine Entwicklungsgeschichte – im Quartier, mit dem Quartier, für das Quartier. 

Das Areal der ehemaligen Zeitungsdruckmaschinenfabrik WIFAG wird überbaut. Das Projekt kann besichtigt werden.

Auf dem Gelände des WIFAG-Areals im Wyler soll ab Ende 2023 eine neue Überbauung entstehen. Diese Absicht hat die Bauherrin, die Mali International AG, im Frühling 2018 präsentiert. Mit dem Abschluss des Testplanungsverfahrens liegen nun Pläne vor, wie das Areal in Zukunft aussehen könnte.

Drei Planungsteams haben dafür während mehrerer Monate an Visionen für das Gelände des ehemaligen Druckmaschinenherstellers gearbeitet. Jedes Team verfolgte dabei einen anderen Verdichtungsansatz. Am Besten setzte das Team des Zürcher Architekturbüros Salewski und Kretz die inhaltlichen Zielsetzungen des Begleitgremiums um. Es handle sich aber nicht um ein eigentliches Siegerprojekt, betont Projektsprecher Matthias Kuratli. «Im Testplanungsverfahren wird simuliert, welche Aspekte im Verlauf des nächsten Schritts, der konkreten Planungsphase, berücksichtigt werden müssen. Der Beitrag von Salewski und Kretz werde als Grundlage für die Ausarbeitung des Masterplans empfohlen. «Es ist aber möglich, dass sich das Bauprojekt am Ende noch von den Ergebnissen des Testplanungsverfahrens unterscheiden wird», sagt Kuratli. 

Wohnungen – und Schule?

Klar ist schon jetzt, dass die Überbauung grösstenteils klassische Miet- und Eigentumswohnungen im mittleren Preissegment umfassen wird. Ein Drittel der Wohnfläche ist für preisgünstigen Wohnraum reserviert. Damit erfüllt das Projekt die Vorgaben der Wohninitiative. Diese war 2014 von den Stadtberner Stimmberechtigten angenommen worden. Die Umsetzung ist aufgrund einer Beschwerde vor Bundesgericht aber immer noch hängig. Welche Nutzungsformen es nebst den Wohnungen noch geben wird, werden die nächsten Planungsschritte zeigen. Die Mali International AG gibt sich dabei betont offen. «Eine Bäckerei, Gastroangebote oder eine Schule, alles ist möglich«, sagt Projektsprecher Kuratli. 

Man wolle die Bedürfnisse des Quartiers auch bei der weiteren Planung miteinbeziehen. Die Zusammenarbeit der Bauherrschaft mit der Quartierbevölkerung bezeichnet Urs Frieden, Präsident des Quartiervereins Dialog Nord, denn auch als vorbildlich: «Vertreter aus dem Quartier waren zu jedem Zeitpunkt in den Planungsprozess eingebunden. » In sogenannten Werkstattgesprächen erhielten zudem alle Interessierten die Möglichkeit, ihre eigenen Vorschläge und Anliegen einzubringen. Aus diesem Grund sei er mit dem Ergebnis des Testplanungsverfahrens sehr zufrieden, sagt Frieden, «die Anliegen der Quartierbewohner wurden respektiert.»

Bauetappe 1
Bauetappe 2

Noch mehr Gentrifizierung

Die Präsentation der Testplanungsergebnisse für das Wifag- Areal erfolgte nur wenige Wochen nachdem militante Gentrifizierungsgegner in der nahen Lorraine wiederholt Scheiben eines Geschäfts im Serini-Neubau eingeschlagen hatten (der «Bund» berichtete). Trägt die Wifag- Überbauung zur Gentrifizierung des Nordquartiers bei? Der Quartiervereinspräsident räumt ein, dass dies bei solchen Projekten nie ganz von der Hand zu weisen sei. «Wenn neue Wohnungen billigere Zwischennutzungen ersetzen, bedeutet dies immer eine Aufwertung», so Frieden. Er sei sich aber sicher, dass mit dem angedachten Wohnungsmix und der geplanten Zugänglichkeit der neuen Überbauung wichtige Aspekte dafür berücksichtigt worden seien, der Gentrifizierung im Quartier soweit möglich entgegenzuwirken. Projektsprecher Matthias Kuratli sieht dies ähnlich: 

«Gentrifizierung wird stark über das Preissegment der vorhandenen Wohnungen gesteuert.» Mit dem vorgesehenen Wohnungsmix werde dies wohl kein Problem werden. Die Bauherrin Katharina Liebherr, deren verstorbener Vater den gleichnamigen Baumaschinenkonzern aufgebaut hatte, sagt, ist laut Kuratli neuen Wohnformen gegenüber offen.

Ansicht Wyler-Terrasse